Gute Gründe für zweimal “Ja” zu den Radentscheiden

Mit ihrem Votum für die Radentscheide I und II können Göttinger*innen am 9. Juni ein klares Signal an die Stadt senden, sichere, attraktive und für Menschen aller Altersgruppen geeignete Radverkehrseinrichungen künftig mit hoher Priorität umzusetzen.

Flyer Radentscheid Göttingen
Flyer Radentscheid Göttingen © GöttingenZero

Der von GöttingenZero initiierte Radentscheid umfasst zwei Bürgerentscheide zu folgenden Zielen

  • Stärkung des lokalen Radverkehrs für ein klimaneutrales und lebenswertes Göttingen bis 2030
  • Errichtung und Ausbau von mehr sicheren und ausreichend breiten Radwegen
  • Verkleinern oder Schließen der Lücken im Göttinger Radverkehrsnetz

Die Abstimmung über die Bürgerentscheide findet parallel zur Europawahl am 9. Juni 2024 statt.

Stimmberechtigt sind alle Personen mit Erstwohnsitz in der Stadt Göttingen, einem Alter von mindestens 16 Jahren und EU-Staatsbürgerschaft. 


Der ADFC Göttingen unterstützt die Forderungen der beiden Radentscheide. Göttingen bietet aufgrund seiner Größe, Bevölkerungsstruktur und des bereits hohen Radverkehrsanteils gute Voraussetzungen, sich zu einer fahrradfreundlichen Stadt zu entwickeln, die dieser Auszeichnung auch gerecht wird. 

Mit ihrem Votum für die Radentscheide I und II können Göttinger Bürgerinnen und Bürger am 9. Juni 2024 ein klares Signal an Politik und Verwaltung der Stadt senden, der Förderung sicherer, attraktiver und für Menschen aller Altersgruppen geeigneter Radverkehrseinrichung endlich höhere Priorität gegenüber der bisher überwiegend auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichteten Verkehrsplanung einzuräumen.

Radverkehrsentwicklungsplan schneller umsetzen
Der Rat der Stadt Göttingen hat bereits 2017 einen Radverkehrsentwicklungsplan (RVEP) mit dem Ziel beschlossen, durch noch mehr Fahrradnutzung an den Alltagswegen in Göttingen Autofahrten zu ersetzen und so einen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz zu leisten. Erst ein geringer Bruchteil der darin vorgesehenen Maßnahmen wurde bisher umgesetzt.
Mit dem Radentscheiden wird die Stadt zu einem zügigeren Handeln angehalten.

Fahrradstraßen: Ja, aber bitte sicher für Groß und Klein
Nur ein kleiner Anteil der Fahrradstraßen in Göttingen ist ausschließlich für den Radverkehr freigegeben. Überwiegend wurden vorhandene Nebenstraßen in Fahrradstraßen umgewidmet, auf denen weiterhin uneingeschränkter Kraftfahrzeugverkehr zugelassen ist. Dadurch werden insbesondere Radfahrende Kinder und ältere Menschen gefährdet und verunsichert. Radfahrende Kinder unter 8 Jahren müssen auch in Fahrradstraßen den Gehweg nutzen und befinden sich hinter am Fahrbahnrand geparkten Fahrzeugen außer Sichtweite der Aufsichtspflichtigen Begleitpersonen. In Stoßzeiten werden Radfahrende an den Kreuzungsbereichen regelmäßig durch im Stau stehende Kraftfahrzeuge ausgebremst, die die Fahrradstraße als (vermeintliche) Schleichwege nutzen.
Mit den Radentscheiden sollen Fahrradstraßen so umgestaltet werden, dass Kfz-Durchgangsverkehr nach Möglichkeit unterbunden wird und auch Kinder und ältere Menschen dort sicher Radfahren können.

Geschützte Radfahrstreifen
Fahrrad-Klimatest und Fahrradmonitor liefern seit Jahren sehr zuverlässig ein Ergebnis: Radfahrende empfinden die gemeinsame Führung mit Kraftfahrzeugen als konfliktreich, anstrengend und gefährlich.
Mit dem Radentscheid sollen “Einladende Radverkehrsnetze” gemäß den Empfehlungen des Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) angelegt werden, in denen die Verkehre entpflochten und eigene Wege für Radfahrende angeboten werden – getrennt von Fuß- und Kfz-Verkehr. Radverkehrseinrichtungen sollen so gestaltet werden, dass auch Kinder diese sicher nutzen können.

Vorgelagerte Aufstellbereiche an Kreuzungen
Vorgelagerte, farblich markierte Aufstellbereiche für Fahrräder an Ampelkreuzungen mit Mischverkehr erhöhen die Verkehrssicherheit und verringern das Unfallrisiko, dass Radfahrende beim Abbiegen übersehen werden.
Mit den Radentscheiden sollen Kreuzungen nach und nach entsprechend umgestaltet und Radfahrenden ein direktes Linksabbiegen ermöglicht werden.

Mehr Platz für’s Rad
36% aller Wege im Stadtbereich Göttingen wurden 2022 mit dem Fahrrad zurückgelegt, 25% zu Fuss, 9% mit dem ÖPNV, aber nur 24% mit dem Auto [1]. Dennoch werden über 90% der öffentlichen Straßenflächen prioritär für den motorisierten Individualverkehr geplant und gebaut.
Mit den Radentscheiden wird dem Radverkehr mehr und vor allem sicherer Raum zur Verfügung gestellt.

RADvolution
Der ADFC fordert bereits seit langem: Mehr und bessere Fahrradwege, geschützte und durchgehende Radwegenetze, sichere Kreuzungen und Radschnellverbindungen.
Mit den Radentscheiden wird diesen Forderungen zusätzlicher Nachdruck verliehen und die Stadt zum konkreten Handeln aufgefordert.

Fahrradfreundliche Kommune
Die Stadt Göttingen ist von der AGFK für die Jahre 2020 bis 2024 als fahrradfreundliche Kommune zertifiziert. Diese Auszeichnung verpflichtet zugleich dazu, insbesondere die Handlungsfelder Fahrradklima, Infrastruktur und Verkehrssicherheitsarbeit weiter zu verbessern.
Mit den Radentscheiden soll ein entschiedeneres Handeln in diesen Bereichen erreicht werden.

Fahrradklima-Test
Die Stadt Göttingen punktet beim Fahrradklima-Test des ADFC vor allem in den durch die Größe und Bevölkerungsstruktur der Stadt gegebenen Kategorien (Erreichbarkeit des Stadtzentrums, zügiges Radfahren, Radfahren durch Alt und Jung). Gleichzeitig werden folgende Punkte regelmäßig als schlecht bewertet: Ampelschaltungen für Radfahrer, Fahren im Mischverkehr mit Kfz, Konflikte mit Kfz, Falschparkerkontrolle auf Radwegen, Führung an Baustellen, Fahrraddiebstahl. Die Gesamtbewertung mit der Note 3,5 lässt deutlichen Verbesserungsbedarf erkennen.
Mit den Radentscheiden sollen die Verkehrsarten bei Konfliktpotenzial getrennt und sichere und ausreichend breite Radverkehrsanlagen geschaffen werden.

Kosten
Die tatsächlichen Kosten für die Umsetzung des Radentscheid I - Allgemeine Strategien liegen in der Größenordnung der Kosten, die in der Haushaltsplanung der Stadt ohnehin für den Radverkehr vorgesehen sind. Es ändert sich lediglich die Priorisierung von Baumaßnahmen am Stadtrand zugunsten von Maßnahmen im Stadtgebiet.
Im Haushaltsplan der Stadt ist der Ansatz für allgemeinen Straßenbau (trotz des geringeren Anteils am Modalsplit, s.o.) deutlich höher als der für die Radverkehrsförderung.
Durch Umschichtungen liessen sich auch die Maßnahmen des Radentscheid II - Radverkehrsanlagen in der Kernstadt fianzieren, ohne andere Bereiche (wie Schulen, Kultur, Sport) zu beeinträchtigen.
Für die teuerste Einzelmaßnahme (Umbau der Bürgerstraße) ist im Zukunftsinvestitionsprogramm 2023-2037 der Stadt ohnehin bereits ein Mehrbedarf eingestellt.

Förderprogramme für Radverkehr in Niedersachsen
Bund, Länder und EU haben mehrere Förderprogramme aufgelegt, aus denen Kommunen beim Aufbau sicherer und attraktiver Radverkehrssysteme unterstützt werden können. U.a. verlängert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) das Sonderprogramm „Stadt und Land“ für besseren Radverkehr in den Kommunen bis 2030.
Durch die Radentscheide wird die Stadt aufgefordert, von diesen Fördermöglichkeiten stärker Gebrauch zu machen.

https://goettingen.adfc.de/neuigkeit/gute-gruende-fuer-zweimal-ja-zu-den-radentscheiden

Bleiben Sie in Kontakt